An zwei Diashows habe ich
eine nachwirkende Erinnerung: In der Heidelberger Stadthalle gab es einen
Reisebericht über die Sahara, und im Lindenmuseum Stuttgart saß ich in einem
thematisch gemischten Abend, ein Panorama von Bildberichten.
In Heidelberg waren drei Leinwände im Einsatz, und zwei Mann arbeiteten hart
an Türmen von Diaprojektoren. In Stuttgart gab es zwei Leinwände, einen
Vortragenden und einen Techniker mit mehreren Dia-Projektoren.
Im letzten Jahrtausend waren solche Diashows zu einem Publikumsmagneten
angewachsen: In Heidelberg lag die Besucherzal bei schätzungsweise 400
Menschen, im Lindenmuseum war der Saal ausverkauft, ich schätze, 120
Menschen.
Mit der neuen Technik der Beamer verschwand der Wert und die Seltenheit, mit
der man solche großen Bildshows erstellen konnte. Jede Medienmesse triefte
vor Bildshows - und sie waren alle platt. Der Glanz der „alten“ Diashows
verlor sich.
Ein populäres Genre der Präsentation erlebte mit den Diashows im letzten
Jahrtausend also eine etwa zehnjährige Blütezeit. Diese Shows hatten eine
Ästhetik, die sich vom populären Film unterschied, indem sich sich ganz vom
„Theater“ entfernte: Sie vertrauten auf die Pracht der Bilder und erfanden
keine Handlung. Sie waren auch nur noch vorgeblich „Dokumentation“ - denn
mit Sachkommentaren, mit Zeigenwollen von Abläufen und Vorgängen hätten sie
Reste von Langeweile beim Zuschauer erzeugt. Die finalen Diashows des
letzten Jahrtausends platzten aber vor allen Dingen vor Schönheit. Ihre
Fotos überwältigten von vorne bis hinten.
Im Fernsehen, nachts ab ein Uhr bis morgens um fünf, traf ich einkanalige
Versuche wieder, Filmbilder in der Nachbarschaft zu Diashows zu erzeugen,
die das stoffliche Existieren der Welt feierten. Mir gefielen die Filme,
doch zum abendfüllenden Ereignis taugten sie nicht ganz. Als „Ambient Movie“,
Hintergrundfilm, fristeten diese Produktionen - es gab bald Tausende - ein
Nischendasein in Discos und auf Messen. Nur ein Film des Genres - „Koyaanisqatsi“ - wurde zum
Kinoferfolg.
Einen präsentationstechnischen Clou hatten die kommerziellen Diashows
allesamt genutzt, der eben nicht „Kino“ war und im Fernsehen vorläufig
unmachbar ist: Die Projektion auf mehreren Leinwänden. Der Effekt bereits
von zwei Projektionswänden ist für das wahrnehmende Gehirn erstaunlich: Ihm
reichen plötzlich pure Bilder und es braucht keine „Story“ mehr, um sich mit
Konzentration in die gebotene Szene zu begeben. |
Die Verwendung von mehr als
einer Projektionswand, um ein Thema zu kommunizieren, ist die Strategie der
„alten“ Diashows. Das ließ sie für das Publikum zu etwas
Besonderem werden und hatte Anteil an ihrem Publikumserfolg. Wichtig ist
heutzutage die hohe Auflösung der HD-Filme. Aus Sicht des Standart-Betrachters
(des Technikers noch lange nicht) ist nun die nötige Feinauflösung gegeben,
um einer Dia-Show gleichzuziehen.
Für ein Avantgarde-Publikum, das rohe Kamera und
zeitweise Datenüberflutung goutiert, sehe ich zu Instrumentalmusik in den "Fünf
Elementen" die Möglichkeit, auf
filmischer Ebene den Glanz ehemaliger Diashows wieder aufleben zu lassen.
Einem Publikum, das
gediegene Kultur erwartet, kann ich unsere tagesschnell
erstellten Filme als Begleit-Werke z.B. bei Veranstaltungen, die mit Trinken
und Essen verbunden sind, anbieten.
Indem die Bedienung der Geräte nun einfacher ist als
"damals" mit den Dia-Projektoren, könnte man nun auch einen
ganztägig laufenden "Überflutungsraum" erstellen: Dunkel, mit einer nicht aufdringlichem Tonmischung "aus
der Konserve", die mal den linken, mal den rechten Film mit Originalton zum
Zuge kommen lässt und zwischendurch zurückhaltend instrumentiert.
Dann gibt es da noch die moderne Live-Band - ein paar
Leute, die von Industrial bis Klassik, mit Hilfe von Echt-Instrument, Stimme
und Elektronik so ziemlich jedes Zitat und jeden Kompositionswunsch
herbeizaubern können.
Hier wird die Dia-Show zum Bühnenbild. Noch eine
Nummer weiter geht etwas, das auch eine film-alte Tradition hat, aber doch
selten zu sehen ist: Der Beamer ersetzt das Bühnenlicht. Es wird auf die
Bühne projiziert, mit ihren Personen und Geräten, auf Boden und
Hintergrund.
Dezenter Einsatz der Filme als Hintergrund, Erstellung von "Überflutungsräumen" in einem
Kunst-Kontext, sowie eine Live-Band, die
sich möglicherweise 90 Minuten mit Dreifachprojektionen umgibt - das sind meine drei Ideen zu den
Gesamtfilmen.
Als viertes lassen sich aus dem Material klar auch Kurzfilme schneiden. Jede
solche Dreifachprojektionen ist eine Fundgrube für Musikvideos und
Experimental-Häppchen.
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