1991
    

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Siren Temple Music Event One

Einladung zum Selbersein

SIREN TEMPLE ist ein beliebig großes Orchester mit vielen Personen und ohne feste Musiker. Musiker ist, wer sich im Rahmen des Konzeptes, des Raumes und des Tages vor Publikum äußert. SIREN TEMPLE organisieren das Bühnenkonzept: Da ist ein mächtiger Raum. Es kann eine Fabrikhalle, eine Bahnhofshalle, ein Theater, ein Konzertsaal, eine Kunsthalle oder ein Konzert unter freiem Himmel sein. Auf den Boden des Raumes ist ein großes Pentagramm aufgezeichnet: An den Schnittlinien des Pentagramms steht je ein Mikrophon, insgesamt sind es also fünf. An den Spitzen des Pentagramms steht je ein Lautsprecher. Rings im Raum sind Instrumente verteilt - die leisen nah, die lauteren fern von den Mikrophonen.

Du kannst Dich phantasievoll kleiden, wenn Du willst. Du nimmst Dir vor, mal auf Dich, mal auf andere zu hören, das Anschwellen und Absinken von Klängen mit zu spüren und mit zu tragen, Zeiten ohne Rhythmus auszuschweben und Zeiten mit Rhythmus auszuleben. Du erlaubst Dir, ganz lärmendes Ego und deutlicher Solist zu sein, wenn Dich Dein Genie berührt, und achtest darauf, Dich wieder nach hinten zu blenden, bevor Du die meisten nervst.

Schöne Einladung aus kühner Zeit, hm?  Unter anderem hat die Jugendwerkstatt Reutlingen dieses Konzept bereits geklaut (hehe, Kati, du warst das. Du warst beim ersten Siren-Temple-Konzert dabei :-). Aber vermutlich ist es sowieso nur in Nuancen neu, und reiht sich ein in die Versuche während des Jahrhunderts des Kunst-Aufbruchs, einen Brückenschlag zu finden zwischen Laienbeteiligung und vorzeigbarem Ergebnis.

Mit obigem Konzept startete Siren Temple 1991 auf einer Audio-Kassette - dem damaligen Medium des Undergrounds. Offiziell erschien "Trauma" als elfte Produktion bei Noiseworks Cassetten Chemnitz:

Weil die Stücke dieser Kassette sowieso im Internet kreisen, verschenken wir sie hier. Wir denken aber: Das macht nur ausgekochten Freaks vom Rande der Musikwelt Freude. Siren Temple begannen 1991 urzeitlich, primitiv, mit Blick auf das, was ihnen die moderne ernste Musik zumutete.

Der Unterschied zu den Material hier von 1991 und demjenigen 23 Jahre später 2014 liegt nur darin, dass das spätere "Frühe Denker" in seiner Atonalität von live-Musikern tatsächlich wiederholt werden kann, einen Dirigenten und irgendwas als Spielanweisung hat, sogar mit manchen Noten drin. Auf "Trauma" hingegen improvisieren vier wüste Gestalten, nachdem sie einen hallenden großen Raum mit Lärmgerät und fünf Mikrophonen füllten.

A Seite
 
01.  Golfkrieg
08.  Zugabe
 
B Seite
 
09.  Mama
10.  Papa